Seit wann arbeitest du als Case Manager?
Şahin Kürküt: Ich bin seit dem 01.09.2023 als Case Manager im Rhein-Sieg-Kreis tätig. Ich bin wöchentlich jeweils zwei Tage in Meckenheim und drei Tage in Rheinbach, um mit meiner Beratung vor Ort unterstützen zu können.
Wie war dein Einstieg in den Kommunen, wie sieht ein normaler Arbeitstag von dir aus?
Şahin Kürküt: Zunächst stand für mich die Netzwerkarbeit im Vordergrund. Mir war es wichtig, mich Allen vorzustellen bzw. alle relevanten Akteurinnen und Akteure in der Integrationsarbeit kennenzulernen. Dann ging es für mich direkt los mit der Beratung der Klientinnen und Klienten. Mir begegnen ganz unterschiedliche Fälle. Manche Menschen benötigen kurze Hilfestellungen, andere wiederum eine intensive Begleitung auf mehreren Ebenen. Manchmal wird einem klar, dass es in vielen Fällen an der gleichen Stelle hakt. Dann kann man gemeinsam mit anderen Integrationsakteuren daran arbeiten, nachhaltige Lösungen zu finden.
Kannst du dein professionelles Netzwerk in der Kommune beschreiben? Mit wem arbeitest du zusammen?
Şahin Kürküt: Ich arbeite intensiv mit Mitarbeitenden der Kommunen, Integrationshelferinnen und -helfern, mit anderen Beraterinnen und Beratern der freien Wohlfahrtsverbände sowie Vereinen und Ehrenamtlichen vor Ort zusammen. Ohne diese Zusammenarbeit würden viele Prozesse um ein Vielfaches länger dauern. Dieser Austausch bringt mich weiter und hilft dabei, meine Klienten optimal zu unterstützen.
Welche Aufgaben hast du als Case Manager?
Şahin Kürküt: Die wohl wichtigste Aufgabe ist die Betreuung bzw. individuelle Beratung von Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Natürlich muss alles im Rahmen dieser Beratung dokumentiert werden. Diese Erfassung von Fällen, aber auch allgemein von Bedarfen, Angeboten und Ressourcen sind von zentraler Bedeutung und benötigen einiges an Arbeitszeit.
Dann geht es in meinem Job auch um Netzwerkpflege und das Reporting an die Kommunen bzw. an unsere Koordination im Kreishaus.
Wer kann sich an dich wenden?
Şahin Kürküt: Grundsätzlich alle Bürgerinnen und Bürger mit Einwanderungsgeschichte. Das Beratungsangebot ist rechtskreisübergreifend, es besteht also unabhängig vom Aufenthaltsstatus. Es spielt keine Rolle, wie lange die Ratsuchenden bereits in Deutschland leben. Sowohl Neuzugewanderte als auch Ratsuchende, die gerne eingebürgert werden möchten, können sich gerne an mich wenden.
Im Rahmen der KIM-Auftaktveranstaltung für die Kommunen Meckenheim und Rheinbach, die am 28.05.2024 in Meckenheim stattfand, wurde in Abstimmung mit weiteren Akteuren der Integrationsarbeit festgelegt, dass ich grundsätzlich für Personen bzw. Familien mit komplexen Problemlagen zuständig bin.
Selbstverständlich wird in akuten Fällen jeder Ratsuchende auf dem schnellsten Weg unterstützt.
Woher wissen die Klientinnen und Klienten, dass es dich gibt?
Şahin Kürküt: Aktuell verweisen hauptsächlich die Mitarbeitenden des Sozialen Dienstes in den Kommunen und die Beratungsstellen der freien Wohlfahrt an mich. Teilweise erfahren sie durch aufsuchende Beratungsarbeit in den kommunalen Unterkünften oder durch die Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit von mir.
Wie kannst du Ihnen helfen?
Şahin Kürküt: Je nach Anliegen und Bedarfslage werde ich unterschiedlich tätig. Zunächst muss der Ist-Zustand der Klientin bzw. des Klienten festgestellt werden, also welche Hilfen genau benötigt werden. Erst danach können sie entweder an die örtlichen Helferinnen und Helfer oder an Dritte verwiesen werden. An dieser Stelle ist eine Abstimmung mit den Kommunen und örtlichen Akteuren der Integrationsarbeit sehr wichtig, damit eine Über- oder Unterberatung vermieden werden kann. In Fällen, wo die Bedarfslage komplex ist und mehrere Akteure gleichzeitig beteiligt sind, werde meist ich tätig und vereinbare mit dem Klienten entsprechende Ziele. Anschließend erstellen wir gemeinsam eine Hilfeplan. Meine Aufgabe ist es, die Klienten beim Erreichen ihrer Ziele zu unterstützen und sie so in ihrer Autonomie zu stärken, dass sie letztlich in der Lage sind, sich selbst zu helfen.
Hast du schon Beratungen durchgeführt und wenn ja welcher Art?
Şahin Kürküt: Ja, da ich bereits seit knapp einem Jahr als Case Manager tätig bin, habe ich aktuell viele Klientinnen und Klienten. Manche benötigen eine wirklich sehr engmaschige Begleitung in vielen Lebensbereichen. Andere suchen nur eine kurze Orientierung und kommen schnell alleine zurecht.
Wie gehst du vor, wenn verschiedene Akteure aus dem Helfersystem an einem Fall beteiligt werden müssen?
Şahin Kürküt: Ich koordiniere die Fälle so, dass keine Parallelstrukturen entstehen und jede Partei ihren Part beisteuern kann. Das setzt eine gute Kommunikation voraus, bspw. In Form von regelmäßigen Fallbesprechungen mit allen Beteiligten. Je nach Bedarf können wir im Rahmen des Case Managements Fallkonferenzen organisieren. Es ist schön zu sehen, dass alle an einem Strang ziehen, um den Menschen zu helfen.
Wie siehst du deine Rolle als Bediensteter des Rhein-Sieg-Kreises, der vor Ort in der Kommune arbeitet? Welche Vor- und Nachteile hat dies?
Şahin Kürküt: Case Managerinnen und Case Manager sind sehr gut miteinander vernetzt und durch die Anbindung an das Kreishaus stets über kreisübergreifende Maßnahmen im Rahmen der Integrationsarbeit informiert. Uns vor Ort in den Kommunen zu haben, ist für den Informationsfluss sowie die Netzwerkbildung und damit für alle Beteiligten ein klarer Vorteil. Ein Austausch über die Entwicklung der Integrationsprozesse im Kreis kann sowohl der Kreisverwaltung als auch den Kommunen helfen, die Zukunft der Integration vorauszuplanen.
Durch das Case Management werden bestehende Integrationsstrukturen entlastet.
Aufgrund der räumlichen Distanz sehe ich meine Kolleginnen und Kollegen im Case Management nur im Rahmen von Jour Fixen – gerne hätte ich sie noch öfter bzw. auf alltäglicher Basis getroffen.