Rhein-Sieg-Kreis (ps) – „Mein Mann ist mit Abstand der deutscheste aus der Familie. Im Herbst gibt es zum Beispiel kein Blatt, das er nicht akribisch aufkehrt. Das kann dann auch schon mal zur Herausforderung werden, wenn man direkt am Wald wohnt“, sagt Sandro Tognis Ehefrau mit einem Lächeln. „Auch die viel zitierte „deutsche Pünktlichkeit“ habe er absolut verinnerlicht.“ Nach einem Erfolgsrezept gefragt, zuckt er zunächst nur mit den Schulten. Doch dann meint er, dass es sicher auch daran gelegen habe, dass er stets Personal hatte, auf das er sich voll und ganz verlassen konnte. „Einen guten Laden machst du nur mit gutem Personal“, stellt er fest. Mit dieser Haltung liegt er offenbar richtig – seit über dreißig Jahren „brummt der Laden“.
Es ist 1972, als Sandro Togni im Alter von 17 Jahren zum ersten Mal mit dem Gedanken spielt, Italien zu verlassen und nach Deutschland zu gehen. Er liebte sein Dorf, wo er eine glückliche Kindheit verbrachte. Aber seine Ansichten über das Leben sind keineswegs die gleichen, wie die der Menschen dieser Gegend. Er hat soeben die zweijährige Hotelfachschule in Bergamo und seine Lehre in Arosa in der Schweiz abgeschlossen und brennt nun darauf, sich neuen Herausforderungen zu stellen. 1973 tritt Sandro Togni also mit zwei Freunden, die ebenfalls etwas von der Welt sehen wollen, die Reise nach Deutschland an.
Voller Motivation nehmen die drei in der Hansestadt Hamburg ihre Arbeit auf. Obwohl sie ein bescheidenes Gehalt erhielten, bewegte sie der Wunsch, besser zu werden. Das Rheinland lockte die Jungs, weil sie gehört hatten, dass dort fröhliche Menschen leben. In Bonn arbeitete Togni dann zunächst in einer Pizzeria. Später zog es ihn ins Kölner Geißbockheim. „Finanziell hat sich das nicht gelohnt“, erinnert er sich. „Aber für mich war trotzdem alles wunderschön da.“
Nachdem er in mehreren Betrieben als Kellner gearbeitet hatte, schaffte er es schließlich, sein eigenes Restaurant zu eröffnen. „Mein erster Laden war das „Baffo“ in der Wolfstraße in Bonn. Am 3. Dezember 1983 habe ich mich selbstständig gemacht“, erinnert er sich. Im Laufe der Jahre wird er Eigentümer mehrerer erfolgreicher Unternehmen, die die Gastroszene in Bonn prägten. Trotz seines Erfolges ist er aber bodenständig geblieben: „Ich habe als Kellner angefangen und ich bin immer noch Kellner.“
Mit seiner Familie – seiner Frau und seinen beiden Kindern – lebt Sandro Togni in Wachtberg. Nach seinen Plänen gefragt, teilt er bereitwillig mit, dass er auf jeden Fall noch ein paar Jahre weitermachen möchte. „Ich gehe nicht in Rente, zumindest nicht so bald, ich kann allein das Wort schon nicht leiden“, sagt er. Wenn es denn so weit ist, wird er auf jeden Fall in der Region bleiben. Denn für ihn steht fest: Valtellina ist seine Heimat, aber im Rhein-Sieg-Kreis ist er zu Hause.
Sandro Togni ist ein gelungenes Beispiel für Integration. Mit großer Motivation hat er seine Erfolge erzielt und nennt sich selbst einen Rheinländer. Die zahlreichen, spannend zu lesenden Lebensgeschichten im aktuellen Jahrbuch zeichnen das Bild einer Region, die schon immer in einem regen Austausch mit Menschen unterschiedlicher Kulturen und Nationen gestanden hat und steht.
Das Jahrbuch 2023 ist in der Edition Blattwelt von Reinhard Zado erschienen und für 13,50 Euro im Buchhandel erhältlich. Details zum Inhalt sind unter www.rhein-sieg-kreis.de/jahrbuch abrufbar.
Nach dem Jahrbuch ist auch immer wieder von dem Jahrbuch: im neuen Jahrbuch wird es um das Ehrenamt gehen. Die Redaktion des Jahrbuchs freut sich über Vorschläge, Ideen und Anregungen, bevorzugt einzureichen per E-Mail unter jahrbuchrhein-sieg-kreisde, oder telefonisch über 0172/8880503.
20.12.2022/630