Rhein-Sieg-Kreis (hei) – „Verbrannt. Verfemt. Verboten. Die Bücherverbrennung am 17. März 1933 in der Kölner Universitätsgeschichte“ lautet der Titel einer Ausstellung, die jetzt in der Kölner Universitäts- und Stadtbibliothek gezeigt wird.
Vor gut 90 Jahren, am Abend des 17. Mai 1933, verbrannten auch in Köln im Rahmen der „Aktion wider den undeutschen Geist“ Mitglieder der Deutschen Studentenschaft und des NS-Studentenbunds vor dem Universitätsgebäude in der Claudiusstraße Bücher und Schriften deutscher und ausländischer Autorinnen und Autoren. Das betraf auch den 1932 durch einen tragischen Unfall verstorbenen Fritz Stier-Somlo, Kölner Staatsrechtler und Rektor des Amtsjahres 1924/25.
Gleichzeitig wurden aus den Bibliotheken der Universität Bücher der aus rassistischen und ideologischen Gründen „verfemten“ Autorinnen und Autoren der Benutzung entzogen und in „Giftschränken“ unter Verschluss genommen. Dass auf diesem Wege die Bücher immerhin für die Nachwelt erhalten blieben, zeigt die Wiederentdeckung größerer Teile der 1919 von der Studentenschaft eingerichteten Studentenbücherei und von Abgaben der Kölner Volksbüchereien in den Beständen der Universitäts- und Stadtbibliothek, darunter auch Titel „verfemter“ Autorinnen und Autoren.
Diese Wiederentdeckung bildet den Ausgangspunkt der Ausstellung. Sie richtet den Blick aber nicht nur auf die Ereignisse im Mai 1933, sondern auch auf die Jahre von 1919 bis1933: Neben Modernisierungstendenzen in Stadt und Universität blieben parallel ältere, rückwärtsgewandte Einstellungen lebendig, die sich unter den politisch wie wirtschaftlich schwierigen Bedingungen infolge des Versailler Friedensvertrags (Besetzung Kölns bis 1926, Hyperinflation und Ruhrbesetzung 1923, Wirtschaftskrise 1929-1931) radikalisierten. Die Nationalsozialisten konnten letztlich auf Faktoren aufbauen, die sie bis 1933 nicht beeinflussen konnten, die aber einen Teil der Lehrenden und der Studierenden die von den Nazis so bezeichnete „Machtergreifung“ begrüßen ließen.
Anhand von Gegenständen, Unterlagen und Büchern aus dem Historischen Archiv der Universität und der Universitäts- und Stadtbibliothek sollen diese Entwicklungen aufgezeigt und die Abläufe der Bücherverbrennung am 17. Mai 1933, die die von der Weimarer Verfassung garantierten Grundrechte der Meinungs-, Kunst- und Wissenschaftsfreiheit negierte, genauer als bisher rekonstruiert werden.
Die Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“ lädt am Mittwoch, 5. Juli 2023, von 15:00 Uhr bis 16:00 Uhr, zu einer Führung mit Dr. Andreas Freitäger, Kurator der Ausstellung und stellvertretender Leiter des Historischen Archivs der Universität zu Köln, ein; er ist seit 2001 Universitätsarchivar. Treffpunkt ist entweder um 13:40 Uhr an Gleis 1 am Siegburger Bahnhof oder um 14:45 Uhr vor dem Eingang der Universitäts- und Stadtbibliothek, Universitätsstraße 33, 50931 Köln-Lindenthal. Die Teilnahme ist kostenlos, wobei Spenden für den Förderverein der Gedenkstätte erwünscht sind.
Eine verbindliche Voranmeldung beim Kreisarchiv über Telefon 02241/13-2928, oder per E-Mail gedenkstaetterhein-sieg-kreisde ist erforderlich; die maximale Teilnehmerzahl sind 25 Personen.
06.06.2023/197