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Rhein-Sieg-Kreis

Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“

Offizielle Gedenkstunde anlässlich des 84. Jahrestages der Novemberpogrome 1938

Rhein-Sieg-Kreis (ps) – Die Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“ lädt am Mittwoch, 9. November 2022, zu einer offiziellen Gedenkstunde anlässlich des 84. Jahrestages der Novemberpogrome 1938 ein. Die Veranstaltung in der Evangelischen Salvatorkirche am Kirchplatz 8, 51570 in Windeck-Rosbach, beginnt um 16:00 Uhr. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung wird gebeten unter 02241 13-2928 oder gedenkstaetterhein-sieg-kreisde.

In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 wurden in ganz Deutschland – so auch im Gebiet des heutigen Rhein-Sieg-Kreises – Synagogen durch Angehörige von SS und SA zerstört und in Brand gesteckt, die Wohnungen und Geschäfte jüdischer Bürgerinnen und Bürger mit öffentlicher Billigung geplündert und viele Jüdinnen und Juden misshandelt oder willkürlich verhaftet.

Die Bilanz des Pogroms war erschreckend: Über 1.400 Synagogen oder Betstuben sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Rund 30.000 jüdische Menschen wurden in Konzentrationslagern inhaftiert, Hunderte von ihnen wurden ermordet oder starben an den Haftfolgen. Mindestens 127 Menschen verloren während und kurz nach den Novemberpogromen ihr Leben – dies allein auf dem Gebiet des heutigen Landes Nordrhein-Westfalen.

Diese Ausschreitungen gegen Juden waren bis dahin der Höhepunkt eines staatlichen, nicht nur tolerierten, sondern aktiv unterstützten Antisemitismus, der mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 seinen Anfang genommen hatte. Die Ereignisse bedeuteten eine Katastrophe für die bürgerliche Existenz und das Bewusstsein vieler jüdischer Bürger.

Im Zentrum der Gedenkstunde in der Evangelischen Salvatorkirche in Windeck steht der Vortrag „Der arme Dr. Dussel, Anne Franks Zimmernachbar“ - Eine Lesung aus dem Tagebuch der Anne Frank und weiteren Quellen.

Im März 1945 starb im Konzentrationslager Bergen-Belsen, wenige Wochen vor der Befreiung des Lagers durch britische Truppen, die damals 15-jährige Anne Frank. Vom Juli 1942 bis zur Verhaftung ihrer Eltern, ihrer selbst und ihrer Schwester sowie vier weiterer jüdischer Menschen am 4. August 1944, die im Achterhuis des Geschäftshauses Prinsengracht 263 in Amsterdam im Verborgenen lebten, hielt Anne ihre Gedanken und Erlebnisse in Ihren in Niederländisch geschriebenen Briefen an ihre fiktive Freundin Kitty fest. Unter dem im S. Fischer Verlag erschienenen Titel „Anne Frank Tagebuch“, dessen von ihrem Vater Otto H. Frank bearbeitete Fassung Mirjam Pressler ins Deutsche übersetzte, ist es weltberühmt geworden.

In jedem dritten ihrer beinahe 200 Briefeintragungen äußert sich Anne recht spöttisch über den ihr Zimmer teilenden damals 53-jährigen Gießener Zahnarzt Dr. Fritz Pfeffer, den sie bewusst Dr. Dussel nennt. Ihrem schwierigen Miteinander ist die vom „Anne Frank-Fonds“ in Basel als „äußerst interessantes Stück“ bezeichnete Lesung gewidmet. In ihr verkörpern Alois Schäfer Annes Zimmernachbarn Dr. Pfeffer und die junge Schauspielerin Vanessa Stoll die Briefautorin Anne Frank.

Der ehemalige Leiter von Stadtarchiv und Stadthistorischer Bibliothek Bonn, Dr. Manfred van Rey, übernimmt in der von ihm erarbeiteten Lesung in Prolog und Epilog die historische Einordnung.

Vizelandrätin Notburga Kunert und die Erste Vorsitzende des Fördervereins Gedenkstätte Landjuden an der Sieg e.V, Elisabeth Winkelmeier-Becker MdB, werden Grußworte sprechen. Die Veranstaltung wird musikalisch umrahmt von Bella Liebermann und Katya Kaschuba.

5.10.2022/502

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