Inhalt anspringen
Kommunales Integrationszentrum

Interview mit Katrin Michel – Case Managerin in Lohmar

Das Kommunale Integrationszentrum des Rhein-Sieg-Kreises (KI) hat mit der Umsetzung des Landesprogramms Kommunales Integrationsmanagement (KIM) NRW begonnen. Inzwischen sind die Stellen besetzt, eine der Case Managerinnen im Rhein-Sieg-Kreis stellt sich an dieser Stelle vor.

Case Managerin Katrin Michel

Interview mit Katrin Michel – Case Managerin in Lohmar

1. Seit wann arbeitest du als Case Managerin?
Katrin Michel: Seit dem 01.02.22 arbeite ich als Case Managerin, nach der Einarbeitung bin ich in das Stadthaus in Lohmar eingezogen. Dort bin ich montags, mittwochs und donnerstags vormittags.

2. Wie war dein Einstieg in der Kommune?
Katrin Michel: Zunächst ging es darum, vor Ort anzukommen: Den Arbeitsplatz einrichten, die Kollegen vom Sozialen Dienst und die Strukturen vor Ort kennenlernen. Ich wurde sehr nett von den Mitarbeitenden des Sozialen Dienstes der Stadt Lohmar empfangen, so dass mir das Ankommen leichtgefallen ist.  Zu Beginn habe ich bei Beratungen hospitiert und dann einige Zeit die Ausländerbehörde bei der Erfassung der ukrainischen Geflüchteten in Lohmar unterstützt. Außerdem habe ich eine Kollegin vom Sozialen Dienst der Stadt Lohmar bei der Betreuung der Bewohner des  Forum Wahlscheid (eine Geflüchtetenunterkunft, die kurzfristig für Geflüchtete aus der Ukraine eingerichtet wurde) unterstützt.
Im August hat unsere gemeinsame Auftaktveranstaltung stattgefunden, so dass ich nun mit der Beratungstätigkeit im Sinne von Case Management (KIM) beginnen kann. 

3. Kannst du dein professionelles Netzwerk in der Kommune beschreiben? Mit wem arbeitest du zusammen?
Katrin Michel: Ich arbeite eng mit den Kollegen vom Sozialen Dienst der Stadt Lohmar, mit denen ich auch die Räumlichkeiten teile, zusammen. Zeitweise bestand reger Austausch mit den Kollegen vom Ordnungsamt. Außerdem bin ich im Austausch mit einigen Ehrenamtlern und Ehrenamtlerinnen, vor allem was den Bereich der Sprachkurse angeht. Im Rahmen der Beratung der Lohmarer Bürgerinnen und Bürger war ich z. B. im Austausch mit den örtlichen Vereinen, Schulen und ansässigen Ärzten und Ärztinnen .

4. Welche Aufgaben hast du als Case Managerin?
Katrin Michel: Im Allgemeinen lassen sich die Aufgaben des Case Managements im Rahmen von KIM in verschiedene Bereiche unterteilen. Ein Teil der Aufgaben ist die klassische Beratungstätigkeit, ein anderer Teil ist die Zusammenarbeit, die Vernetzung und der Austausch. Insgesamt ist dafür eine Erfassung von Bedarfen, Angeboten und Ressourcen von der Zielgruppe und den integrationsrelevanten Akteuren wichtig. 

Das Case Management bietet eine Orientierungs- und Integrationshilfe sowie das Angebot von Einzelfall- und Verweisberatungen. In diesem Zusammenhang bin ich direkte Ansprechperson für die Bürger:innen der Zielgruppe. Inhaltlich ist der Beratungsprozess so aufgebaut, dass nach dem Erstgespräch eine Situations- und Bedarfs- und Ressourcenanalyse mit der zu beratenden Person durchgeführt wird. Werden mehrere Bedarfe ermittelt, werden Zielvereinbarungen und eine Vorgehensplanung erarbeitet. Dies geschieht auf partizipatorischer und freiwilliger Basis. Danach geht es um die Umsetzung der Maßnahmen, der Bürger bzw. die Bürgerin geht zu entsprechenden Fachstellen und Maßnahmen. Im Monitoring wird eine Verlaufskontrolle durchgeführt. Das kann z.B. durch Protokollieren, Beobachtungen und Rückmeldungen/Austausch mit den an dem Beratungsprozess beteiligten Akt-euren sowie regelmäßige Re-Assessments zu dem jeweiligen Fall geschehen. Der Abschluss des Beratungsprozesses beinhaltet die Auswertung (Evaluation) des Gesamtprozesses. Im Case Management geht es in einer abschließenden Auswertung um die Verknüpfung zwischen der Reflexion der Einzelfallarbeit und der Weiterentwicklung der Angebotsstruktur. 
Mit dem Punkt der Weiterentwicklung der Angebotsstruktur kommen wir zum zweiten Aufgabenschwerpunkt des Case Managements im Rahmen von KIM: Die Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort. Das Case Management möchte einerseits Fallkonferenzen und Fallanalysen mit den am Fall beteiligten Akteuren durchführen. Zudem möchten wir bei der Planung und Entwicklung von Angeboten im Integrationsbereich vor Ort mitwirken. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit und Austausch mit den Integrationsakteuren vor Ort sowie Netzwerk- und Schnittstellenarbeit mit Behörden, Akteuren und Case Managerinnen und Case Managern im Rhein-Sieg-Kreis. Neben der Zusammenarbeit vor Ort ist auch die Berichtserstattung an die Kommune und des RSK eine wichtige Aufgabe. Es geht dabei u.a. um die Analyse und Weitergabe von Erkenntnissen und Fakten zu Integrationsprozessen an Strategieebene des KIM, also die Koordinationsebene. 

5.  Wer kann sich an dich wenden?
Katrin Michel: Grundsätzlich können sich alle Lohmarer Bürgerinnen und Bürger mit Zuwanderungsgeschichte an mich wenden. Im Rahmen des Erstgespräches kläre ich dann, ob eine einfache Information genügt, eine Verweisberatung (z. B. an die Kollegen der Stadt oder die Migrationsberatungen der freien Träger) der richtige Weg ist, oder ob es weiteren Beratungsbedarf gibt und ein weiterer Termin vonnöten ist. Im Rahmen der Auftaktveranstaltung Lohmar wurde besprochen, dass sich Lohmarer Bürgerinnen und Bürger mit Einwanderungsgeschichte an mich wenden können, die durch das bestehende System nicht oder nicht zufriedenstellend beraten werden können, da z. B. die Ausgangslage unübersichtlich ist („viele Akteure“) oder die Hürden, bestehende Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen, zu groß sind. Letztendlich ist die Bestimmung einer Zielgruppe des Case Managements in Lohmar jedoch ein Prozess, der vor allem auf den Austausch mit den anderen Akteuren des Integrationsprozesses vor Ort angewiesen und somit veränderbar ist. 

6.  Woher weiß die Zielgruppe, dass es dich gibt?
Katrin Michel: Zur Zeit verweisen vor allem die Mitarbeitenden des Sozialen Dienstes an mich. Nachdem nun die Auftaktveranstaltung stattgefunden hat, möchte ich jedoch auch den Austausch mit den Trägern der freien Wohlfahrt verstärken, so dass auch dort gegenseitig Verweisberatung stattfinden kann. 

7. Wie kannst du ihnen helfen?
Katrin Michel: Das ist ganz unterschiedlich. Häufig konnte ich schon mit einem Telefonat/ einer Email an die Ausländerbörde, den ortsansässigen Hausarzt, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) oder den lokalen Fußballverein weiterhelfen. Bisher habe ich auch viel an Dritte, also z. B. an die Migrationsberatung, die Stadt Lohmar oder Ehrenamtler und Ehrenamtlerinnen verwiesen. Nun beginne ich mit Beratungen im Sinne von Case Management. Das heißt, dass ich bei Bedarf Einzelfallberatungen anbiete und Lohmarer Bürgerinnen und Bürger längerfristig begleite. Wichtig ist hier auch die Abstimmung mit der Kommune und den örtlichen Akteuren.

8. Hast du schon Beratungen durchgeführt und wenn ja, welcher Art?
Katrin Michel: Bisher haben sich die Bürger und Bürgerinnen bei konkreten Problemen oder Fragen  an mich gewandt, die ich direkt beantworten konnte oder an die zuständige Kollegen und Kolleginnen verweisen konnte. Weiterhin habe ich zusammen mit einer Kollegin eine Infoveranstaltung für die ukrainischen Geflüchteten im Forum Wahlscheid zu den vorherrschenden Fragen wie Aufenthaltsgestattung, Gesundheit, Wohnsituation, Arbeitserlaubnis und Integrationskurse abgehalten. Außerdem konnte ich z. B. Termine zur Anmeldung in der örtlichen Grundschule vereinbaren, habe den Kontakt zu Vereinen hergestellt, so dass die Erwachsenen und die Kinder auf diese Weise Anschluss finden können oder habe mit der ansässigen Allgemeinmedizinerin gesprochen, um die Wege für die Bewohner und Bewohnerinnen der Unterkunft zu ebnen.
Die ersten ausführlichen Beratungen im Sinne von Case Management stehen nun an.  

9. Wie siehst du deine Rolle als Rhein-Sieg-Kreis-Bedienstete, die vor Ort in der Kommune arbeiten? Welche Vor- und Nachteile hat dies?
Katrin Michel: Als Case Managerin des RSK, ansässig im Stadthaus Lohmar, arbeite ich in zwei Teams. Dies erfordert auf der einen Seite viel Austausch, bringt auf der anderen Seite aber auch kurze Wege mit sich. Mit einer E-Mail oder kurzen Frage in der Teamkonferenz kenne ich das Vorgehen zu bestimmten Themen in den anderen Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises und gebe das auch gerne an die Kollegen von der Stadt weiter. Der Austausch untereinander ist unkompliziert und die eine oder andere strukturelle Lücke konnten wir schon in Teamwork schon aufstöbern und schließen. Wenn die Stadt Lohmar einen Betriebsausflug macht, kann es jedoch im Stadthaus schon mal einsam werden. ;)