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Kommunales Integrationszentrum

Weihnachten in der Nachbarschaft

Bericht über die Weihnachtsbräuche der Nachbarländer Dänemark, Niederlande, Frankreich, Italien, Tschechien und Polen

Geschenke unter einem Weihnachtsbaum

Hier in Deutschland ist Heiligabend zwar kein Feiertag, aber am Abend des 24. Dezembers ist traditionell „die Bescherung“: Weihnachtsgeschenke werden unter einem weihnachtlich geschmückten Tannenbaum überreicht und für viele Menschen gehört der Besuch einer Weihnachtsmesse vor oder nach der Bescherung immer dazu. 
Sehr deutsch ist die Tradition, dass oft Kartoffelsalat mit Brühwürstchen auf den Tisch kommen. Die nächsten beiden Tage sind die Weihnachtfeiertage. Für die Meisten mit reichhaltigen Festessen und vielen Verwandtenbesuchen.

Was für uns selbstverständlich ist, sieht schon in den direkten Nachbarländern ganz anders aus. Hier eine kleine Auswahl, wobei es regional natürlich Unterschiede gibt:

Dänischer Wichtel

In Dänemark wird seit 1990 die Weihnachtzeit mit dem J-Dag (Julebryg-Tag) eingeläutet; dieser ist immer am erste Freitag im November und beginnt genau um 20:59 Uhr. Das ist der Start für den Ausschank des Weihnachtsbieres. Fester Bestandteil der Weihnachtstradition ist in Dänemark der Julenisse. Ein Nisse ist ein Kobold, von denen es viele in Dänemark gibt. Aber nur der Julenisse, mit weißem Bart und roter Mütze, hilft dem Weihnachtsmann beim Fertigen der Geschenke. Der Julenisse wird von den Menschen während der Adventszeit mit Milchreis versorgt, das darf man nicht vergessen, denn sonst spielt der Julenisse einem Streiche. 
Am 23.12, dem “Lille juleaften“ , trifft sich schon vorab die Familie, es wird der Baum aufgestellt und letzte Vorbereitungen gemacht. Am Abend des 24.Dezember, dem „Juleaften“, kommt die ganze Familie zum mehrere Stunde langen und üppigen Weihnachtessen zusammen. Es gibt traditionellerweise Schweins- oder Entenbraten, dazu Salzkartoffel, Soße und Rotkohl. Und als Nachtisch Milchreis mit Kirschsauce! Wer in seiner Portion eine Mandel entdeckt, bekommt ein Geschenk zusätzlich. Nach dem Essen wird um den Weihnachtsbaum getanzt und es werden zusammen Weihnachtslieder gesungen, bevor dann die Geschenke geöffnet werden.  Am Heiligen Abend werden meist mehrere Gottesdienste angeboten, so dass man aussuchen kann, ob man die Messe vor oder nach dem Festessen besucht. An den Weihnachtfeiertagen trifft man sich dann erneut mit Familie und Freunden meist schon zum Mittagessen und es wird nahtlos weiter gefeiert.

Nikolaus

In den Niederlanden hat der 5.Dezember einen höheren Stellenwert und wird groß gefeiert. Dann bringt der „Sinterklaas“ im roten Bischofsmantel mit seinen Helfern, den Pieten, in der Nacht die Geschenke. Der Abend des 5. Dezembers ist ein wichtiges, großes Familienfest und es gibt ein reichhaltiges Festmahl. Ab jetzt beginnt die Weihnachtszeit und es wird oft schon der Weihnachtsbaum und wie in Deutschland ein Adventskranz aufgestellt und an den Sonntagen eine Kerze mehr angezündet. Der 24. Dezember heißt „Kerstavond“ und hat weniger große Bedeutung. Die Familien gehen oft gemeinsam in die Kirche. Am ersten Weihnachtstag und auch am Tag danach kommt dann die ganze Familie zusammen zum große Festessen, oft zu einem Kerstbrunch zusammen. Aufgetischt wird oft Truthahn, Wild und Rind, Rouladen oder auch Raclette, zum Nachtisch gerne Weihnachtsstollen. Geschenke gibt es eigentlich keine mehr, die Tage werden im Kreise der Familie gemütlich zusammen verbracht.

Französischer Rollkuchen zu Weihnachten

In Frankreich ist Heiligabend ein normaler, langer Arbeitstag, früher war sogar noch die Schule geöffnet, heute sind meist doch schon Weihnachtsferien. Am Abend, dem „Réveillon“, trifft sich die ganze Familie zum üppigen Festessen neben dem oft mit Girlanden geschmückten Weihnachtsbaum (dem „sapin“). Gegessen wird gerne ein mit Kastanien gefüllter Truthahn, aber auch Austern, Räucherlachs und Gänseleberpastete sind französische Weihnachtsklassiker. Zum Nachtisch gibt es traditionell Bûche de Noel, ein Rollkuchen, überzogen mit Schokoladenbuttercreme. Vor dem Essen oder ganz klassisch danach, geht man zusammen in die Weihnachtsmesse. Erwachsene geben sich die Geschenke nach Mitternacht nach der Messe. In der Nacht kommt für die Kinder der Pére Noel, der Weihnachtsmann und bringt die Geschenke, für sie ist die Bescherung dann am Morgen des ersten Weihnachtstags. An diesem werden Verwandtenbesuche gemacht und man setzt sich zu gutem Wein und wieder zu gutem Essen zusammen. Einen zweiten Weihnachtfeiertag gibt es nicht.

Panettone

In Italien ist das wichtigste Datum vor Weihnachten der 8. Dezember „Maria Empfängnis“, ein gesetzlicher Feiertag. An diesem Tag wird traditionell der Weihnachtsbaum aufgestellt und die Zimmer werden geschmückt und oft schon die Krippe aufgebaut. Das Jesuskind wird aber erst am Heiligabend hineingelegt. Das eigentliche Weihnachtsfest beginnt mit der Mitternachtsmesse am 24. Dezember. Das Abendessen vorher mit der ganzen Familie ist eine wichtige Tradition, sowie das große, festliche Mittagessen am ersten Weihnachtstag. Typischer Nachtischkuchen ist der Panettone. Die Kinder haben es gut, gleich zweimal gibt es Geschenke, am 25.Dezember und am 6. Dezember. Die Hexe Belfana bringt dann in jedes Haus Geschenke, in der Hoffnung, das Christkind zu treffen. 

Weihnachtskrippe

In Tschechien wird die“ Böhmische Weihnacht“ auch mit vielen Bräuchen gefeiert, die dem Zweck dienen herauszufinden, was das kommende Jahr für die Familie bringt. Am 24. Dezember soll man der Tradition nach den ganzen Tag über fasten. Vor lauter Hunger wird man dann abends ein goldenes Schweinchen an der Wand sehen. Ein Glückssymbol für das nächste Jahr. Der Weihnachtsbaum wird von Christkind geschmückt und ist bis zum Heilig Abend nicht zu sehen und berühmt sind auch die tschechischen Krippen mit weiteren Figuren, wie z.B. dem Jäger und dem Schornsteinfeger. Zum Abendessen gibt es traditionell eine Suppe und danach paniertem Karpfen mit Kartoffelsalat in 1001 Variante (geheimer Wettbewerb der Köche und Köchinnen in der Familie: Welcher ist der Beste?). Nach dem Essen werden die aufgeregten Kinder aus dem Zimmer gescheucht, um nach dem Christkind zu suchen, das dann just in dieser Zeit die Geschenke unter dem Baum legt. Und dann läutet das Glöckchen endlich zur Bescherung. Ganz klassisch geht es danach zur Mitternachtsmette. Am ersten Weihnachtsfeiertag gibt es Familienbesuche und Kartoffelsalat und Gans und Weihnachtsplätzchen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag besucht man zumeist Freunde und es wird zusammen geschmaust. Es gibt auch hier oft Kartoffelsalat und viel Fleisch.

Weihnachtsessen Karpfen

Auch in Polen ist Weihnachten ein Fest mit vielen Traditionen. Man feiert auch zwei Weihnachtsfeiertage lang mit Familie und gutem Essen. Heiligabend, der Wigilia, was „Wachen“ bedeutet, ist kein Feiertag, jetzt wird zumeist erst der Weihnachtsbaum aufgestellt und geschmückt. Früher wurde traditionell Heiligabend tagsüber sogar gefastet. Abends kommt die Familie zu einem großen, fleischlosen Festmahl zusammen, dazu gehören zum Beispiel die Pierogi, gefüllte Teigtaschen, oder klassisch eine Rote Beete Suppe dazu. Traditionell gibt es übrigens am Heiligabend zwölf Gerichte, das geht auf die zwölf Apostel zurück. Aber gegessen wird erst, wenn der erste Stern am Himmel zu entdecken ist! Und die Geschenke nach dem Essen bringt der Sternenmann, der von seinen Helfern, den Sternenjungen unterstützt wird um herauszufinden, ob auch alle brav waren im letzten Jahr. Nach dem Essen gehen die meisten Familien gemeinsam zur „Pasterka“, der Christmesse, die erst um 24:00 Uhr anfängt. Für Kinder gibt es extra eine frühere Pasterka. Die nächsten Weihnachtsfeiertage verlaufen mit Festessen und Familienbesuchen ähnlich wie in Deutschland.

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