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Kommunales Integrationszentrum

Interview mit Fatbardha Dobra - Case Managerin in Sankt Augustin und Wachtberg

Das Kommunale Integrationszentrum des Rhein-Sieg-Kreises (KI) hat mit der Umsetzung des Landesprogramms Kommunales Integrationsmanagement NRW im Jahr 2021 begonnen. Inzwischen sind die Stellen besetzt, eine neue Kollegin stellt sich vor.

Case Managerin Fatbardha Dobra

Seit wann arbeitest du als Case Managerin?
Fatbardha Dobra: Ich bin seit dem 15.03.2023 als Case Managerin im Rhein-Sieg-Kreis tätig und habe nach der Einarbeitung meine Arbeit in den Kommunen Sankt Augustin und Wachtberg aufgenommen. Ich bin drei Tage in Sankt Augustin und zwei Tage in Wachtberg tätig.

Wie war dein Einstieg in den Kommunen, wie sieht ein normaler Arbeitstag von dir aus?
Fatbardha Dobra: Zuerst habe ich mich in den lokalen und kommunalen Strukturen eingefunden und alle Aktuer:innen kennengelernt. Ziel davon war auch die Vernetzung und Abstimmung über Schnittstellen und Beratungsakteure vor Ort. Um in die Beratungstätigkeit einsteigen zu können, ist das notwendig. Bei Bedarf nehme ich an Beratungen teil, führe Verweisberatungen durch, nehme an Arbeitskreisen und Teamsitzungen teil und vernetzen mich vor Ort, um lokale Integrationsstrukturen kennen zu lernen.

Kannst du dein professionelles Netzwerk in der Kommune beschreiben? Mit wem arbeitest du zusammen?
Fatbardha Dobra: Ich arbeite überwiegend mit den Berater:innen und Sozialarbeiter:innen der Kommunen zusammen.  Das hat sehr dabei geholfen, den Integrationsprozess und die daran beteiligten Akteure kennenzulernen. 

Welche Aufgaben hast du als Case Managerin?
Fatbardha Dobra: Im Allgemeinen lassen sich die Aufgaben des Case Managements im Rahmen von KIM in verschiedene Bereiche unterteilen. Ein Teil der Aufgaben ist die klassische Beratungstätigkeit, ein anderer Teil ist die Zusammenarbeit, die Vernetzung und der Austausch. Insgesamt ist dafür eine Erfassung von Bedarfen, Angeboten und Ressourcen von der Zielgruppe und den integrationsrelevanten Akteuren wichtig. 

Das Case Management bietet eine Orientierungs- und Integrationshilfe sowie das Angebot von Einzelfall- und Verweisberatungen. Dabei kann der gesamte Familienkontext betrachtet werden. In diesem Zusammenhang bin ich direkte Ansprechperson für die Bürger:innen der Zielgruppe. Inhaltlich ist der Beratungsprozess so aufgebaut, dass nach dem Erstgespräch eine Situations- und Bedarfs- und Ressourcenanalyse mit der zu beratenden Person durchgeführt wird. Werden mehrere Bedarfe ermittelt, werden Zielvereinbarungen und eine Vorgehensplanung erarbeitet. Dies geschieht auf partizipatorischer und freiwilliger Basis. Danach geht es um die Umsetzung der Maßnahmen, der Bürger bzw. die Bürgerin geht zu entsprechenden Fachstellen und Maßnahmen. Im Monitoring wird eine Verlaufskontrolle durchgeführt. Das kann z.B. durch Protokollieren, Beobachtungen und Rückmeldungen/Austausch mit den an dem Beratungsprozess beteiligten Akteuren sowie regelmäßige Re-Assessments zu dem jeweiligen Fall geschehen. Der Abschluss des Beratungsprozesses beinhaltet die Auswertung (Evaluation) des Gesamtprozesses. Im Case Management geht es in einer abschließenden Auswertung um die Verknüpfung zwischen der Reflexion der Einzelfallarbeit und der Weiterentwicklung der Angebotsstruktur. 

Mit dem Punkt der Weiterentwicklung der Angebotsstruktur kommen wir zum zweiten Aufgabenschwerpunkt des Case Managements im Rahmen von KIM: Die Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort. Das Case Management möchte einerseits Fallkonferenzen und Fallanalysen mit den am Fall beteiligten Akteuren durchführen. Zudem möchten wir bei der Planung und Entwicklung von Angeboten im Integrationsbereich vor Ort mitwirken. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit und Austausch mit den Integrationsakteuren vor Ort sowie Netzwerk- und Schnittstellenarbeit mit Behörden, Akteuren und Case Managerinnen und Case Managern im Rhein-Sieg-Kreis. Neben der Zusammenarbeit vor Ort ist auch die Berichtserstattung an die Kommune und des Kreises eine wichtige Aufgabe. Es geht dabei u.a. um die Analyse und Weitergabe von Erkenntnissen und Fakten zu Integrationsprozessen an die Strategieebene des KIM, also die Koordinationsebene. 

Wer kann sich an dich wenden?
Fatbardha Dobra: In Abstimmung mit der jeweiligen Kommune, die Zielgruppe von Bürger:innen mit Einwanderungsgeschichte, die im Rahmen der Integration Beratungsbedarf haben. In Sankt Augustin ist mein Schwerpunkt die Beratung von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte bis 27 Jahre, darunter auch Familien mit Kindern bis 27 Jahre, während die Migranten- und Flüchtlingsberaterin der Stadt Sankt Augustin die über 27-jährigen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte berät. In Wachtberg liegt der Bedarf und somit meine Zielgruppe bei den Ukrainer:innen.

Woher wissen die Klient:innen, dass es dich gibt?
Fatbardha Dobra: Die Kommunen haben mich zum Teil per Rundschreiben bekannt gemacht und die Bürger:innen haben teilweise durch aufsuchende Beratungsarbeit in den kommunalen Unterkünften oder in bestimmten Austauschtreffen, wie auch in Hospitationen von mir erfahren. Außerdem wissen die Klient:innen ebenfalls durch die Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit, dass es mich gibt.

Wie kannst du ihnen helfen?
Fatbardha Dobra: Wenn ich die Bedarfsfrage erfahre, kann ich je nach Bedarf die Bürger:innen entweder an die örtlichen Helfer:innen oder Dritte verweisen oder selber unterstützend tätig werden. Für die Zuständigkeit ist eine Abstimmung mit der Kommune und örtlichen Akteuren sehr wichtig und nötig.

Hast du schon Beratungen durchgeführt und wenn ja welcher Art?
Fatbardha Dobra: Ich habe schon in Beratungen bei der Kommune hospitiert, um Beratungsprozesse zu erkunden, mitberaten und bei Bedarf Verweisberatungen durchgeführt. Nun biete ich Beratungen an und habe einige schon durchgeführt.

Wie gehst du vor, wenn verschiedene Akteure aus dem Helfersystem an einem Fall beteiligt werden müssen?
Fatbardha Dobra: Wir bemühen uns um die Koordination, bzw. Kooperation der beteiligten Helfersysteme, damit eine passende Hilfeform gemeinsam erstellt werden kann und keine parallelen Strukturen entstehen. 

Wie siehst du deine Rolle als Bedienstete des Rhein-Sieg-Kreises, die vor Ort in der Kommune arbeiten? Welche Vor- und Nachteile hat dies?
Fatbardha Dobra: Eine Übersicht über die Integrationsprozesse im Rhein-Sieg-Kreis ist für alle Beteiligten ein Vorteil. Ein Austausch über die Entwicklung der Integrationsprozesse im Kreis kann sowohl der Kreisverwaltung als auch den Kommunen helfen, die Zukunft der Integration voraus zu planen. Da alle Menschen mit Einwanderungsgeschichte früher oder später zum Rathaus kommen, können diese Fälle unmittelbar von mir begleitet werden. Dadurch wird es weniger Menschen geben, die in der Beratungsstruktur verloren gehen. Vor allem liegt unser Vorteil im Austausch und der engeren Zusammenarbeit mit dem Kreis, der Kommune bzw. den Kommunen und dem Integrationsnetzwerk. Dadurch, dass wir immer im engen Kontakt, in Kooperation und in der Interaktion miteinander sind, können wir unsere Netzwerke und Integrationsarbeit intensivieren.

Vielen Dank!