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Nachbericht Fachtag

„Miteinander wachsen: Arbeitsmarktintegration von Zugewanderten im Rhein-Sieg-Kreis“

Die Fachtagung „Miteinander wachsen“ versammelte rund 120 Teilnehmende aus Wissenschaft, Bildung, Verwaltung und Ehrenamt, um Chancen und Herausforderungen der Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu diskutieren. Im Fokus standen praktische Ansätze und gesellschaftliches Miteinander.

v.l.n.r. Angelika Mallepree (Jobcenter IntegrationPoint Rhein-Sieg), Dr. Ali Alali (Bundesagentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg), Ursula Thiel (Dezernentin für Sozialamt, Versorgungsamt, Gesundheit und Kommunale Integration) Dr. Michaela Harmeier (Projektleitung PfAu – Paten für Ausbildung, Diakonie An Sieg und Rhein, Freiwilligen-Agentur Rhein-Sieg-Kreis), Birgit Lußem (Berufsberaterin der Bundesagentur für Arbeit Siegburg), Gohar Farshi (stellvertretende Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums), Stephan Kolvenbach (Koordinator für berufliche Orientierung, Carl-Reuther-Berufskolleg Hennef), Daniela Steffens (Schulleiterin, Berufskolleg Siegburg)

Rund 120 Teilnehmende aus Wissenschaft, Bildung, Verwaltung, Ehrenamt und Beratung folgten am 12. Juni 2025 der Einladung zur Fachtagung „Miteinander wachsen“ ins Kreishaus in Siegburg. Organisiert vom Kommunalen Integrationszentrum des Rhein-Sieg-Kreises, stand die Veranstaltung ganz im Zeichen der Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte.

Im Dr.-Franz-Möller-Saal diskutierten Expertinnen und Experten über Perspektiven, erfolgreiche Ansätze und aktuelle Herausforderungen. Dabei wurde eines besonders deutlich: Integration ist keine Einbahnstraße. Ziel ist es nicht nur, Zugewanderten bessere Zugänge zu Arbeit, Ausbildung und gesellschaftlicher Teilhabe zu ermöglichen – sondern auch das Umfeld der Integrationsarbeit zu gestalten. Es braucht Offenheit, Veränderungsbereitschaft und Engagement auf beiden Seiten.

Dezernentin Ursula Thiel eröffnete die Tagung mit klaren Worten: „Integration gelingt vor allem durch Zusammenarbeit – über Institutionen und Zuständigkeiten hinweg, mit Offenheit, Mut und dem Willen, neue Wege zu gehen.“

Ein inhaltlicher Höhepunkt war der Beitrag von Professor Dr. Thomas Sauer von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Er betonte: „Ohne Hände, keine Wende“ – und verwies darauf, dass eine gesellschaftliche Transformation ohne qualifizierte Menschen nicht zu bewältigen sei. Migration müsse ganzheitlich gedacht werden, mit einem Blick auf Potenziale statt auf Defizite.

Praktische Einblicke aus dem Bildungsbereich lieferten Daniela Steffens, Schulleiterin des Berufskollegs Siegburg und Stephan Kolvenbach, Koordinator für berufliche Orientierung am Carl-Reuther-Berufskolleg Hennef. Sie stellten unter anderem das Konzept der internationalen Förderklassen vor, verbunden mit dem Leitmotiv: „Wege aufzeigen, Talente wecken, gemeinsam Türen öffnen.“

Die Agentur für Arbeit präsentierte fünf konkrete Wege in Ausbildung und verwies auf zahlreiche unbesetzte Stellen – ein Hinweis darauf, dass viele Potenziale von Zugewanderten bisher ungenutzt bleiben. Vor Ort vertreten waren unter anderem Dr. Ali Alali (Bundesagentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg) und Birgit Lußem, Berufsberaterin der Bundesagentur für Arbeit in Siegburg.

Dr. Michaela Harmeier, Projektleiterin von PfAu – Paten für Ausbildung bei der Diakonie An Sieg und Rhein und der Freiwilligen-Agentur Rhein-Sieg-Kreis, unterstrich die zentrale Bedeutung der beruflichen Bildung für Integration und gesellschaftliche Teilhabe. Wer Brüche im Bildungsverlauf erlebt habe, blicke oft pessimistischer in die Zukunft – und ein langer Verbleib in Übergangssektoren erhöhe das Risiko von Arbeitslosigkeit. Umso wichtiger sei es, den Prozess der Berufseinmündung aktiv zu gestalten. Hier setzen Patenschaften wie bei PfAu an: Sie begleiten junge Menschen bei der Berufsorientierung, bei Bewerbungen, Vorstellungsgesprächen und im Kontakt mit Ausbildungsbetrieben – ebenso wie beim Lernen für die Berufsschule.

Auch rechtliche Aspekte kamen zur Sprache: Rechtsanwalt Jens Dieckmann betonte die Bedeutung eines gesellschaftlichen Umdenkens. Deutschland brauche heute mehr denn je qualifizierte Fachkräfte mit internationaler Geschichte. „Deutschland scheitert an Überregulierung“, so sein Fazit. Eine echte Willkommenskultur sei unerlässlich.

Zugleich warnte Dieckmann vor dem Erstarken von Extremismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, die er als Bedrohung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sieht. Es sei wichtig, verstärkt in die Wehrhaftigkeit der Demokratie zu investieren, um Integration und ein respektvolles Miteinander zu schützen.

Den Abschluss bildete eine Podiumsdiskussion mit den Referierenden sowie Gästen der Bundesagentur für Arbeit und des Integration Points Rhein/Sieg. Gemeinsam wurde diskutiert, wie bürokratische Hürden abgebaut und neue Chancen für Zugewanderte geschaffen werden können.

Die Fachtagung zeigte eindrucksvoll: Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – und kann nur im Miteinander gelingen.

Prof. Michael Sauer
Jens Dieckmann

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