Inhaltliches Konzept
(1) Das Ziel
Das Projekt SmiLe setzt sich das Ziel, durch ehrenamtliche Sprachpatenschaften im Rhein-Sieg-Kreis Kinder und Jugendliche bei dem Erwerb und der Erweiterung ihrer deutschen Sprachkenntnisse zu unterstützen. Dadurch soll auch die Integration in die Schule gefördert werden. Gleichzeitig versteht sich das Projekt als Beitrag zu Toleranz, zu gegenseitigem Verständnis und zur Förderung gleichberechtigter Bildungschancen.
(2) Die Zielgruppe
Das Projekt SmiLe richtet sich vorrangig an sogenannte "Seiteneinsteiger1" im Bildungssystem, die kürzlich aus dem Ausland in den Rhein-Sieg-Kreis gekommen sind und über keine oder sehr geringe Deutschkenntnisse verfügen. Darüber hinaus können auch Kinder, vornehmlich im Grundschulalter, unterstützt werden, die aufgrund ihres zweisprachigen Aufwachsens zu geringe deutsche bildungssprachliche
Kenntnisse erworben haben, um dem Schulunterricht angemessen folgen zu können.
In beiden Fällen handelt es sich um Kinder und Jugendliche, deren Bildungschancen in Deutschland durch eingeschränkte bzw. fehlende Sprachkenntnisse im Deutschen beeinträchtigt werden bzw. sind. Durch ehrenamtliche Patenschaften erhalten die Schülerinnen und Schüler eine individuelle Unterstützung, die vorrangig dem Erlernen und Erweitern der Deutschkenntnisse dient.
(3) Einführung und Betreuung der ehrenamtlich Tätigen
Für das Projekt SmiLe werden ehrenamtliche Sprachpatinnen und Sprachpaten im Rhein-Sieg-Kreis eingesetzt, welche sich u.a. durch einen Aufruf in der lokalen Presse beim Kommunalen Integrationszentrum des Rhein-Sieg-Kreises (KI) für das Projekt melden können. Sie gehen keine langfristige Verpflichtung ein, sondern lernen das Projekt und die damit verbundenen Aufgaben zunächst kennen. Der Umfang des Einsatzes soll mindestens eine Schulstunde pro Woche betragen.
Die Patinnen und Paten werden von Lehrkräften des Kommunalen Integrationszentrums nach einem Erstgespräch ausgewählt und auf ihre Aufgabe in einer Einführungsveranstaltung vorbereitet. Diese Einführung umfasst sowohl methodisch-didaktische Aspekte der sprachlichen Bildung im Deutschen als auch Grundlagen für die Arbeit mit Kindern, von Geduld und Konsequenz bis hin zu Verschwiegenheit und Datenschutz.
Die zuständigen Lehrkräfte des Kommunalen Integrationszentrums sind Ansprechpersonen für die Sprachpatinnen und Sprachpaten bei Fragen und Problemen. Fester Bestandteil des Projektes sind regelmäßig stattfindende Treffen zum Erfahrungs- und Materialaustausch, inhaltlicher Weiterentwicklung durch fachliche Impulse, aber auch zur Anerkennung und Wertschätzung für die geleistete Arbeit der Ehrenamtlichen. Die Patinnen und Paten können Fragen stellen, sich gegenseitig Tipps geben und ggf. Probleme besprechen. Hierbei wird stets von Seiten der Lehrkräfte des KI überprüft, ob das Ehrenamt an seine Grenzen stößt, und in Krisensituationen beratend eingegriffen werden muss.
(4) Aufgaben der Sprachpatinnen und Sprachpaten
Die Arbeit innerhalb des SmiLe-Projekts dient in erster Linie der sprachlichen Bildung und richtet sich daher nach den individuellen Bedürfnissen der Schülerin/des Schülers. In Absprache mit den Lehrpersonen werden die Kinder und Jugendlichen genau da abgeholt, wo sie im Augenblick stehen. Die Patin/der Pate spielt dabei durch das sprachliche Vorbild eine wichtige Rolle.
Je nach Lernstand des Kindes/Jugendlichen liegt der Fokus auf unterschiedlichen Inhalten, beinhaltet aber immer die Erweiterung des deutschen Wortschatzes. Sowohl bei der korrekten Aussprache, Betonung, Sprachmelodie als auch bei dem Gebrauch der korrekten Grammatik und des Wortschatzes dient der Erwachsene als sprachliches Vorbild und vermittelt vieles implizit durch verschiedene Sprachspiele, Sprechanlässe und andere Tätigkeiten, so dass eine kognitive Erarbeitung höchstens zur Festigung eingesetzt werden sollte. Die Stunden mit dem Sprachpaten/der Sprachpatin dürfen anders gestaltet werden als der "normale" Deutschunterricht, sind niederschwellig angelegt und sollen allen Beteiligten Freude bereiten. Sprachlichen Fehlern der Kinder/Jugendlichen wird mit einem korrektiven positiven Echo begegnet. Fehler sind, wie beim Erwerb der Muttersprache, als natürliche Erscheinung beim Spracherwerb und als wichtige Schritte auf dem Weg zum Regelwissen zu betrachten.
Ebenso kann durch die Hilfe bei den Hausaufgaben oder durch von der Schule vorgegebene Übungen der Spracherwerb und der schulische Erfolg der Kinder und Jugendlichen gefördert werden. Die jeweils für das Kind/den Jugendlichen erfolgversprechenden Vorgehensweisen und Methoden werden zwischen der Patin/dem Paten und der jeweiligen Lehrperson abgestimmt. Die individuelle Einsatzzeit der Paten udn Patinnen sowie die Anzahl der zu betreuenden Kinder kann nach Rücksprache mit der jeweiligen Schule festgelegt werden.
(5) Der Förderort
Die Teilnahme an SmiLe soll für die Kinder und Jugendlichen und ihre Familien in jeder Hinsicht so niederschwellig wie möglich gestaltet werden. Für die Teilnahme bedarf es lediglich der Kooperation des Kindes/Jugendlichen und des Einverständnisses der Eltern/Erziehungsberechtigten. Das Angebot ist für die Familien kostenlos.
Das Projekt möchte den Kindern und Jugendlichen in ihrem eigenen sozialen Umfeld helfen. Hier ist die Kooperation mit den Schulen unabdingbar. In der Regel finden die Treffen zwischen Ehrenamtlichen und "Patenkindern" in der Schule statt, da hier die Verzahnung mit der bereits bestehenden schulischen Bildung am ehesten gegeben und der Kontakt mit den Lehrpersonen am engsten ist. Der Schüler/die Schülerin verbleibt im bekannten schulischen Umfeld und muss keine Anfahrt auf sich nehmen, um sich an dem Projekt zu beteiligen. Der Versicherungsschutz ist gewährleistet.
Randzeiten des Unterrichts, bestimmte Schulstunden oder auch die Zeit nach dem Regelunterricht eignen sich für die Begegnungen mit der Sprachpatin/dem Sprachpaten im Schulgebäude. Die konkreten Zeiten und genauen Räumlichkeiten sprechen Ehrenamtliche und Lehrpersonen miteinander ab.
(6) Die Rolle der Schule
Das Projekt SmiLe ist ein additives Angebot, welches die schulische Förderung unterstützen, aber nicht ersetzen kann. Kooperationen mit den jeweiligen Schulen sowie Absprachen zwischen Ehrenamtlichen und Lehrpersonen sind für eine effektive Unterstützung der Kinder und Jugendlichen notwendig. Die Schule verpflichtet sich, den Ehrenamtlichen einen Raum für die Förderung zur Verfügung zu stellen. An jeder Schule muss es eine Ansprechperson plus Vertretung geben, die sich für eine gelingende Patenschaft mitverantwortlich fühlt. Diese Person hat die Aufgabe, die nötigen organisatorischen und inhaltlichen Absprachen mit den Paten/Patinnen zu treffen. Sollte die Förderung einmal ausfallen, wird auch dies über die Ansprechperson kommuniziert. Auch die Kommunikation mit dem Kommunalen Integrationszentrum läuft über die benannte Person.
Die genannten Punkte werden mit den Schulen schriftlich vereinbart.
(7) Rahmenbedingungen
Die Dauer der Sprachpatenschaft ist zeitlich nicht begrenzt und kann so lange fortgeführt werden, wie alle Beteiligten positiv und zielführend zusammenarbeiten. Sie kann jedoch jederzeit beendet werden; sei es, weil das "Patenkind" die Unterstützung nicht mehr benötigt, aus persönlichen Gründen seitens des Sprachpatens/der Sprachpatin, aus schulischen Gründen (Schulwechsel) oder auch wenn eine positive und zielführende Zusammenarbeit nicht (mehr) ersichtlich ist. Die Beendigung einer Patenschaft wird sowohl der Schule als auch dem Kommunalen Integrationszentrum mitgeteilt.
Eine langfristige Begleitung durch eine Sprachpatenschaft über den ersten sprachlichen Zuwachs hinaus ist sicherlich oft wünschenswert und auch im Hinblick auf die Bildungssprache in den weiterführenden Fächern sinnvoll, kann jedoch nur dann angeboten werden, wenn die Ehrenamtlichen dazu bereit sind, die Schule die Unterstützung ermöglicht und auch die "Patenkinder" diese Begleitung weiterhin wünschen.