Rhein-Sieg-Kreis (hei) – Anno 1145 wurden die Eitorfer zu freien Bürgerinnen und Bürgern: Graf Gerhard, Vogt zu Bonn, „vermachte“ in seinem Testament die Eitorfer Bürger als Wachzinspflichtige dem Siegburger Kloster. Das heißt, sie sollten Steuern in Form von Wachs und Naturalien zahlen. Was auf den ersten Blick nicht nach einem Grund zur Freude klingt, war es trotzdem. Denn wachszinspflichtig konnten nur freie Bürger und keine Leibeigenen sein. „Und der Preis für diese Freiheit waren eben – Achtung Treppenwitz: Steuern!“, so schreibt die Autorin Mirja Renout in ihrem reich bebilderten Beitrag zur Geschichte der Eitorfer Kirmes im aktuellen Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises.
Die Freiheit der Eitorfer Bürger von Leibeigenschaft und ihre Steuerpflicht war die „Geburtsstunde“ der Eitorfer Kirmes: denn zur Steuerabgabe wurde der Tag des heiligen Mauritius Ende September festgesetzt. An diesem Tag trafen sich die zinspflichtigen Bauern unter den großen Eichen auf dem Wüllesfeld, dem heutigen Standort des Sportplatzes in der Brückenstraße in Eitorf. Sie brachten ihre Waren mit. Darüber verkaufte man vor dem Winter noch so manches Stück Vieh. Der erzielte Erlös konnte gleich in weitere Güter des täglichen Bedarfs fließen. So wurzelt die Eitorfer Kirmes in einem Versorgungsmarkt.
Einige Jahrhunderte später, 1589, folgte die Erlaubnis zu einer zweiten Kirmes, der „Maikirmes“ am 1. Mai, die im 19. Jahrhundert eingestellt wurde. Das Mai-Event wurde 1978 als „Eitorfer Frühling“ wiederbelebt: eine Ausstellungs-Messe des Eitorfer Handwerks, von Dienstleistungen, Geschäftsleuten und Vereinen aus der Gemeinde an der Sieg.
Mirja Renout entführt die Leserin, den Leser, in die bunte Welt des Eitorfer Kirmestreibens, seiner süßen und bunten Geschichte, mit dem „Kirmes-Taat“, dem „Kwtschentaat“, den damit einhergehenden Geschäften, Menschen, Tieren, Attraktionen und nicht zu vergessen: der Kirmeskeilerei. Nach dem Krieg entwickelte sich die Kirmes weiter. Heute zählt das schöne Fest im Siegtal, immer Ende September, jährlich zwischen 50.000 und 100.000 kleine und große Besucherinnen und Besucher.
Das Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2026 „Feste, Märkte, Events – Lebendige Kultur im Rhein-Sieg-Kreis“, mit dem Beitrag von Mirja Renout zur Eitorfer Kirmes, ist in der Edition Blattwelt von Reinhard Zado erschienen und für 18 Euro im Buchhandel erhältlich. Weitere Informationen unter www.rhein-sieg-kreis.de/jahrbuch.
Nach dem Jahrbuch ist vor dem Jahrbuch: Unter dem Arbeitstitel „Wenn aus Nachbarn Freunde werden – Europäische Beziehungen im Rhein-Sieg-Kreis“ wird sich das Jahrbuch 2027 mit den vielfältig gelebten Verbindungen innerhalb Europas befassen – von Städte- und Gemeindepartnerschaften über Schülergruppen bis zu engem Austausch im Sport, Kultur, Wirtschaft, Bildung und Forschung. Es wird berichten wie die gelebten Verbindungen persönlich und gesellschaftlich bereichern und die Grundlage für Völkerverständigung bilden.
08.12.2025/389