Rhein-Sieg-Kreis (db) – Der Rhein-Sieg-Kreis kämpft weiter für eine Enttabuisierung von häuslicher Gewalt. Auch in diesem Jahr finden wieder Aktionen zum Tag gegen Gewalt an Frauen, am 25.11.2025, statt. „Gewalt ist leider immer noch ein Tabuthema“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte des Rhein-Sieg-Kreises, Katja Milde. „Aber Gewalt ist nicht privat“, appelliert sie an die Zivilcourage aller, die Zeugin und Zeuge von Übergriffen werden.
Einerseits möchte der Rhein-Sieg-Kreis mit der Brötchentütenaktion „Gewalt kommt uns nicht in die Tüte!“ Betroffene und ihr Umfeld beim alltäglichen Brötchenkauf auf mögliche regionale Hilfsangebote aufmerksam machen. Zum anderen beteiligen sich immer mehr Schulen an der präventiven Aktion „Orange Bank gegen Gewalt.“
Viele teilnehmende Bäckereien geben rund um den 25. November verteilt über den Rhein-Sieg-Kreis rund 200.000 Brötchentüten mit der Aufschrift „Gewalt kommt uns nicht in die Tüte!“ mit Telefonnummern regionaler Anlaufstellen an die Kundschaft aus. So sollen wichtige Informationen, wie Kontaktdaten von Beratungsstellen oder der QR-Code zur Homepage des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt, auf Frühstückstischen, in Arbeitstaschen oder Schulranzen landen und viele Menschen erreichen.
Es ist wichtig, dass Opfer von Gewalt Hilfsangebote bekommen. Nachbarinnen und Nachbarn können eine wesentliche Hilfe für Betroffene sein, indem sie auf Alarmsignale für häusliche Gewalt achten. Der Runde Tisch gegen häusliche Gewalt empfiehlt, Betroffene anzusprechen und Unterstützung anzubieten.
Die Ursache von Gewalt gegen Mädchen und Frauen liegt in einem ungleichen Machtverhältnis zwischen Frauen und Männern und traditionellen Rollenbildern. Das hat vielfältige Auswirkungen – unter anderem finanzielle Abhängigkeit von Frauen gegenüber Partnern, die ein Lösen aus von Gewalt belasteten Beziehungen stark erschwert. Das oberste Ziel sollte sein, Gewalt vorzubeugen, bevor sie geschieht.
Die Hälfte aller Jugendlichen hat bereits Kontrollverhalten und Überwachung in der eigenen Partnerschaft erlebt. Zur Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt nimmt deshalb die Schule eine sehr wichtige Rolle ein: Schulen, die zu den Ursachen geschlechtsspezifischer Gewalt aufklären und signalisieren, dass Gewalt nicht geduldet wird, beeinflussen das Verhalten in und auch außerhalb der Schule.
„Das Thema gewinnt mehr und mehr an Aufmerksamkeit. Wir müssen junge Menschen – sowohl junge Frauen als auch junge Männer – sensibilisieren“, sind sich die Schulleitungen der Berufskollegs in Hennef, Siegburg und Troisdorf einig. „Das wird uns nur gelingen, indem wir die Sorgen und Nöte der jeweiligen Gruppe ernst nehmen.“
„Durch eine adäquate Raumgestaltung und zeitgemäße Sachausstattung sowie der Förderung von Schulsozialarbeit unterstützen wir unsere Berufskollegs als Schulträger darin, ihre Präventionsarbeit im Sinne einer fürsorglichen Schulkultur durchführen zu können“, ergänzt Schulamtsleiterin Brigitte Böker.
Inzwischen beteiligen sich immer mehr Schulen im Rhein-Sieg-Kreis an präventiven Aktionen. Die seit dem Jahr 2021 im Kreisgebiet aufgestellten „Orangen Bänke gegen Gewalt“ eignen sich sehr gut, um das Thema „Gewalt an Frauen“ stärker in das Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung in den einzelnen Kommunen zu rücken. Auch sie weisen über Plaketten auf regionale Hilfsangebote hin. Wurden die Bänke zunächst an prominenten Plätzen vor Rathäusern, dem Kreishaus oder auf öffentlichen Plätzen aufgestellt, kamen in den letzten Jahren mehr und mehr Bänke auf Schulhöfen beziehungsweise an Jugendzentren hinzu. Zum Ende des Jahres werden im Rhein-Sieg-Kreis mehr als 70 orange Bänke stehen.
Der Schwerpunkt der kreisweiten Aktion „Orange Bank gegen Gewalt“ liegt darin, dass die Schülerinnen und Schüler nicht nur Orange Bänke bauen beziehungsweise gestalten, sondern daneben auch an Workshops und Vorträgen zum Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt teilnehmen. Durch flankierende Veranstaltungsangebote für Lehrende, Schülerinnen und Schüler in Form von Workshops und Vorträgen durch Fachberatungsstellen werden sie zu geschlechtsspezifischer Gewalt sensibilisiert und über das vorhandene regionale Unterstützungsnetzwerk informiert.
Dieses Angebot ist ein großer Erfolg – nach dem Start im Jahr 2021 kamen immer mehr Schulen dazu, inzwischen wurden kreisweit in rund 30 Schulen 46 Veranstaltungen durchgeführt. Das Projekt „Orange Bank gegen Gewalt“ im Rhein-Sieg-Kreis gilt inzwischen deutschlandweit als ein vorbildliches Beispiel schulischer Präventionsarbeit in Kooperation mit regionalen externen Fachstellen.
Nähere Informationen gibt es auf rhein-sieg-kreis.de/runder-tisch
25.11.2025/372