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Partizipation

Das Kinderparlament

„Die Sitzung ist eröffnet“ – so oder etwas weniger formell könnten die ErzieherInnen der St. Augustiner Kita „St. Maria Königin“ eine Parlamentssitzung beginnen.

Familienzentrum "St. Maria Königin“, St. Augustin

Ziel: Einüben demokratischen Verhaltens 
Zielgruppe: Alle Kinder jeweils in ihren Kita-Gruppen 
Zeitlicher Umfang: Wöchentlich rund 15-30 Minuten 
Material: Für jedes Kind ein Sprechstein, Redekärtchen, ein Redehut oder vergleichbare Gegenstände, damit deutlich wird, wer sprechen darf. Je nach Abstimmungsmethode z. B. Bilder von den entsprechenden Wahlmöglichkeiten und Glassteine
Organisation: Einrichtung eines wöchentlichen Parlamentstag in jeder Gruppe

In dem gemütlichen Nebenraum der Kita entwickelt sich dann zwar keinesfalls eine hitzige Debatte um die Zukunft der Kita und ein Haushaltsrecht hat das Parlament ohnehin nicht. Dafür besprechen die Kinder aber in ruhiger Atmosphäre ihre Probleme und bringen auf den Tisch, was sie stört.

Diskutiert wird dann unter anderem über verschiedene Projektwünsche oder auch aktuelle Belange aus dem Kita-Alltag. Thema war in St. Augustin zum Beispiel schon, dass die Kinder die Toilettentüre offenstehen ließen. Gemeinsam wurde dann eine Lösung für das Problem gesucht. 

Jede Gruppe hat ihr eigenes Parlament, das sich einmal wöchentlich, wenn nötig aber auch häufiger trifft. Auch wenn die jüngeren sich noch nicht so stark einbringen können wie die älteren Kinder, sind sie dabei. Jedes Kind und auch die ErzieherInnen können Themen vorschlagen. Wer etwas sagen will, wirft einfach im Vorfeld sein eigens dafür angefertigtes Redekärtchen in den bereitgestellten Korb. Der Parlamentsleiter, meistens eines der Kinder, erteilt ihm dann das Wort, indem er den „Redehut“ übergibt.

Hier gibt es in den Gruppen der Kita unterschiedliche Regelungen. Das Amt des Parlamentsleiters geht mal alphabetisch reihum, mal wird es auf Wunsch verteilt. Bei einer Abstimmung greifen die Gruppen oft auf kindgerechte Methodik zurück. So wird zum Beispiel von jeder Wahlmöglichkeit ein entsprechendes Bild bereitgelegt. Die Kinder können dann mit z.B. Glassteinen verdeutlichen, für was sie stimmen.

Ein/e Erzieher/in begleitet die Sitzung, sorgt dafür, dass das Gespräch nicht versiegt, und protokolliert die Ergebnisse. Ansonsten hält er sich aber weitestgehend im Hintergrund und überlässt den Kleinen das Feld. In einer meist rund zwanzig Kinder starken Besetzung wird dann je nach Gesprächsbedarf um die fünfzehn bis dreißig Minuten diskutiert. 

Die ErzieherInnen aus St. Augustin erhoffen sich viel von ihrem Kinderparlament: Die Kleinen sollen Mitbestimmung und Verantwortung erleben, ihre Belange ausdrücken und verteidigen lernen, die Regel einer fairen Diskussion verstehen und respektvoll miteinander umgehen, auf die Probleme anderer eingehen und Kompromisse aushandeln. Sie lernen, Entscheidungen der Mehrheit zu akzeptieren, aber auch, dass ihre eigenen Wünsche berücksichtigt werden. Kurzum: Das Kinderparlament dient der demokratischen Erziehung, darüber hinaus kann es aber auch das Zusammenleben in der Einrichtung langfristig deutlich erleichtern.

Die Einrichtung erhält auf diese Weise regelmäßig Feedback. Sind die Kinder unzufrieden oder haben sie bestimmte Wünsche, wird dies sicher Thema bei dem nächsten Treffen sein.