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Partizipation

Spielzeugfreie Zeit im Gruppenraum

Alle Spielzeuge des Gruppenraums werden entfernt und nach und nach zurückgeholt. Kreativität und Phantasie der Kinder sollen auf diese Weise gefordert werden.

Kita „Villa Kunterbunt“, Niederkassel

Ziel: Partizipation der Kinder, Förderung von Kreativität und Phantasie
Zielgruppe: Alle Kinder
Zeitlicher Umfang: Über mehrere Monate
Material: Kartons zum Wegräumen der Spielsachen
Organisation: Information der Eltern über den Kita eigenen Newsletter

Eine Kita ohne Spielzeug – was vielen nicht vorstellbar ist, machte die „Villa Kunterbunt“ aus Niederkassel zur Realität. Zusammen mit den Kindern wurden alle Spielzeuge des Gruppenraums in Kartons gepackt und dann fernab ihrer eigentlichen Bestimmung gelagert. Abgesehen von einigen wenigen Spielsachen war die Kita also frei von Spielzeug. Damit dies auch so blieb, wurden im Vorfeld alle Eltern informiert: Die Kinder sollten auch kein Spielzeug von zuhause mitnehmen. Auch mit den Kindern wurde vorbereitend über das Entfernen der Spielzeuge geredet – die Kinder waren sogar schon bei der Planung begeistert von der Idee.

Ziel war es, ihre Phantasie und Kreativität zu fördern; sie selbst mussten sich nun die Spiele ausdenken. Auch den Umgang mit Langeweile galt es zu schulen. Die Spielzeuge sollten dabei keinesfalls für immer aus dem Gruppenraum verschwinden. Einen Monat nach Beginn der Aktion wählten die Kinder in Abstimmungen, die dann im Abstand von ein bis zwei Wochen durchgeführt wurden, Spielzeug aus, das in den Gruppenraum zurückkehren durfte.

Dazu verteilten die ErzieherInnen die verbannten Spielzeuge im Raum. Die Kinder sollten sich neben dasjenige Spielgerät stellen, das ihnen am meisten fehlte, und das beliebteste stand ihnen dann ab sofort wieder zur Verfügung. Auf diese Weise wurden sich die Kleinen bewusst, womit sie eigentlich gerne spielen und welche Spielzeuge ihnen eher unwichtig sind. Als Erstes holten die Kinder das Varussel zurück, ein Gerät, das ihren Gleichgewichtssinn herausfordert. Ein paar Wochen später waren die Malsachen wieder da. Selbst Monate nach Beginn der Aktion hatten noch nicht alle Spielzeuge ihr Exil verlassen.

Die Niederkasseler ErzieherInnen erklärten, sie hätten nie Angst gehabt, dass sich die Leere, die die Spielzeuge hinterließen, nicht füllen ließe. Die Phantasie der Kinder sei eben riesig und sicher nicht nur an Spielzeuge gebunden. Tatsächlich erwies sich das Verschwinden der alten Spielgeräte als Segen: Die Kinder hatten sofort viele Spielideen. Sie entwarfen Bewegungsbaustellen, Höhlen oder Häuser und dachten sich die unterschiedlichsten Rollenspiele aus. Selbst die Kleinsten der Einrichtung, die ja auch Kinder unter zwei Jahren betreut, hielten mit und schöpften kreativ aus dem Vollen. Erfreulich war außerdem, dass vollkommen neue Spielkonstellationen entstanden und die Kinder somit neue Spielgefährten fanden. Auch die anderen Räume der Einrichtung rückten wieder stärker ins Bewusstsein der Kinder – vorher hielten die Spielzeuge die Kinder fast hauptsächlich im Gruppenraum.

Die Kinder wurden sich auf diese Weise bewusst, welche Rolle das Spielzeug in ihrem Alltag einnimmt, und erkannten, dass es ganz leicht auch ohne geht. Ihre Phantasie und ihre Vorstellungskraft wurden gefordert und sicher auch gefördert. Die Aktion hatte also trotz des sehr geringen Aufwandes einen großen Wert: Die Kinder lernten, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, und entwickelten dabei kreative Ideen. Auch ihre kommunikativen und sozialen Fähigkeiten wurden ausgebildet. Das Spielzeug selbst wurde nur wenig vermisst.

Natürlich ist auch diese Aktion ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig die Absprache mit den Eltern ist. In der „Villa Kunterbunt“ wurden diese in einem Kita-eigenen Newsletter für die Aktion sensibilisiert.

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