21. Februar: Internationaler Tag der Muttersprache

Falsch. Die Zahl der jährlich aussterbenden Sprachen liegt statistisch gesehen bei ca. 25- 30.  Heute sind über 50 Prozent der weltweit etwa 6700 gesprochenen Sprachen vom Verschwinden bedroht. Im Schnitt geht alle zwei Wochen eine Sprache verloren und damit auch ein Stück kulturelles und intellektuelles Erbe. Fast fünfzig Prozent der Weltbevölkerung spricht hingegen mindestens eine der elf Hauptsprachen Mandarin-Chinesisch, Englisch, Spanisch, Hindi, Arabisch, Portugiesisch, Bengali, Russisch oder eine der kleineren Hauptsprachen Japanisch, Französisch und Deutsch.

Richtig. Am 21. Februar 1952 protestierte die Bevölkerung der damaligen pakistanischen Provinz Bengalen im heutigen Bangladesch gegen die Einführung von Urdu als Amtssprache. 
Tatsächlich war Urdu für nur 3% der Bevölkerung die Muttersprache. Die meisten sprachen Bengali. Die Proteste gegen die Einführung verliefen gewaltvoll, in Dhaka wurden mehrere Demonstrantinnen und Demonstranten durch Polizistinnen und Polizisten erschossen. Der Tag der Muttersprache ist ein Gedenktag, der auf diese Konflikte zurückgeht. Ca. 20 Jahre später wurde Ost-Bengalen unabhängig. Die Amtssprache des heutigen Bangladesch ist Bengali. 

Richtig. In sieben Ländern der EU ist Deutsch eine Amtssprache. Zwar sprechen insgesamt mehr Menschen Englisch als Deutsch, laut der Bundesregierung ist allerdings für knapp 20% der EU Bürgerinnen und Bürger die deutsche Sprache die Muttersprache. Weitere 10% lernen Deutsch als Fremdsprache. Deutsch wird weltweit von ca. 130 Millionen Menschen gesprochen. Twains indirekte Prognose, dass das Deutsche aussterben wird, hat sich also bei weitem nicht bewahrheitet.

Falsch. Laut Duden ist ein deutsches Wort durchschnittlich 10,6 Buchstaben lang. Da es im Deutschen viele zusammengesetzten Wörter gibt, entsteht so dieser relativ hohe Wert. Das längste deutsche Wort war übrigens mit 79 Buchstaben: „Rinderkennzeichnungsfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz“. Der Schweriner Landtag beschloss dann 2013 das Gesetz aufzuheben und so verschwand das Wort aus dem Duden. Daneben gibt es viele noch längere kreative Augenblicksbildungen. Das längste Wort der Welt hat übrigens 189.819 Buchstaben. Dabei handelt es sich um den systematischen Namen des größten bekannten Proteins „Titin“.

Falsch. Natürlich ist es für das Erlernen der Umgebungssprache Deutsch wichtig, in der Schule Deutsch zu sprechen, zu lesen und zu schreiben. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, den vielen weiteren Muttersprachen der Kinder einen Raum zu geben. Denn die Wertschätzung der Sprachen ist gleichzeitig die Wertschätzung der Menschen, die sie sprechen und der Kulturen, in denen die Sprachen entstanden sind. Fühlen sich die Kinder mit ihrem sprachlichen Reichtum anerkannt, wird sich dies positiv auf die Sprachkompetenz in allen Sprachen auswirken. Von der Beschäftigung mit der Sprachenvielfalt in einer Klasse können auch einsprachig deutsche Kinder profitieren und einen authentischen Zugang zum Fremdsprachenlernen finden. 

Richtig. Unter bestimmten Umständen ist es möglich, dass ein Mensch das Erlernte wieder vergisst z.B. durch eine Auswanderung im Kindesalter und ein damit verbundener fehlender Kontakt zum Heimatland oder Muttersprachlern. Im Erwachsenenalter ist es jedoch nicht möglich, eine vollständig erworbene Sprache zu verlernen. Allerdings kann fehlende Nutzung und Aktivierung der Muttersprache dazu führen, dass die Muttersprache fehleranfälliger und gleichzeitig die häufig genutzte Umgebungssprache präsenter und dominanter wird. Den Verlust der Muttersprache bezeichnet die Linguistik als Sprach-Erosion.