Wenn schwangere Frauen alkoholische Getränke zu sich nehmen, gelangt der Alkohol direkt in den Blutkreislauf des Babys. Über die Plazenta nimmt das Ungeborene den im mütterlichen Blut enthaltenen Alkohol und dessen Abbauprodukte auf. Der Embryo bzw. Fötus hat so sehr schnell die gleiche Alkoholkonzentration im Blut wie die Mutter. Die Mutter kann den Alkohol allerdings schneller abbauen als das ungeborene Kind. Für den Alkoholabbau fehlen dem Fötus die notwendigen Enzyme in ausreichender Menge. Es bleibt somit länger alkoholisiert als die Mutter.
Alkohol ist ein Zellgift, das schon in kleinen Mengen die Entwicklung von Ungeborenen erheblich schädigen kann. Das Gehirn ist das empfindlichste Organ gegenüber der schädigenden Wirkung von Alkohol. Während der gesamten Schwangerschaft befindet es sich in einem Reifungs- und Wachstumsprozess. Durch Alkohol in seiner Entwicklung beeinflusst, kann es zu vielfältigen neurologischen Auffälligkeiten, Entwicklungsverzögerungen und intellektuellen Störungen kommen.
Vermeidbare Folgen
Jährlich kommen in Deutschland jedes Jahr mehr als 10.000 Kinder mit einer fetalen Alkoholspektrumstörung (FASD) zur Welt. Etwa 3.000 unter ihnen leiden unter dem Vollbild der Krankheit und werden nie der Lage sein, ein selbstbestimmtes Leben zu führen (FAS). (Quelle: BZgA 2022)
Tragisch daran: FASD ist zu 100% vermeidbar, wenn Frauen in der Schwangerschaft keinen Schluck Alkohol trinken. Allerdings verzichten nur zwei von zehn Frauen nach Angaben von FASD-Deutschland komplett auf Alkohol in der Schwangerschaft. Dies liegt vermutlich daran, dass ein Großteil der Bevölkerung gar nicht weiß, dass Alkohol auch in geringen Mengen schädigend für das Ungeborene sein kann. Aus diesem Grund ist Prävention von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft so wichtig.
Fetal Alcohol Spectrum Disorder (FASD)
Je nach Alkoholmenge und Zeitpunkt des Alkoholkonsums kann Alkohol in der Schwangerschaft zu unterschiedlich ausgeprägten Schädigungen des Kindes führen. Alle Formen dieser vorgeburtlichen Schädigungen werden unter dem Begriff FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorder) zusammengefasst. FASD kann sich in seiner Ausprägung sehr unterschiedlich darstellen, was die Diagnostik oft erschwert.
Manche Schäden sind bei der Geburt kaum zu erkennen und werden erst im Verlauf der Kindheit deutlich. Sie betreffen zum Beispiel das Gehirn und äußern sich in intellektuellen und motorischen Fehlentwicklungen und Entwicklungsverzögerungen. Diese Defizite sind häufig nicht wieder auszugleichen und können zu lebenslangen Beeinträchtigungen führen.
Das Fetale Alkoholsyndrom (FAS)
Sind die Defizite besonders stark ausgeprägt – bedingt durch hohen Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft – spricht man vom Fetalen Alkoholsyndrom (FAS). Kinder mit FAS weisen starke körperliche Entwicklungsstörungen auf und sind in ihrem Verhalten auffällig. Typische Merkmale sind:
- geringes Geburtsgewicht
- körperliche Missbildungen wie Nierenschäden und Herzfehler
- sichtbare Auffälligkeiten wie Verformungen im Gesichtsbereich
- Verhaltensstörungen wie geringer Saugreflex, Ruhelosigkeit und erhöhte Reizbarkeit
- Defizite in der geistigen Entwicklung wie Konzentrationsschwäche, Lernschwierigkeiten und verminderte Intelligenz
Schäden, die von einem Fetalen Alkoholsyndrom stammen, sind meist bleibend – Chancen auf Heilung bestehen kaum. Sie führen oft zu großen Schwierigkeiten in Schule und Beruf sowie im gesamten Alltag. Viele Menschen, die an FAS leiden, sind ihr ganzes Leben auf fremde Hilfe und Fürsorge angewiesen.
Quellen: BZgA, FASD Deutschland und Wigwam Zero (2022)