Die Fachkräftesicherung zählt zu den gesellschafts- und bildungspolitischen Herausforderungen unserer Zeit. Trotz einer großen Anzahl von Angeboten zur Berufsorientierung bleiben viele Ausbildungs- und Studienplätze unbesetzt. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Auf der 12. Bildungskonferenz der Bildungsregion Rhein-Sieg-Kreis wurde jetzt mit dem Konferenzthema die Perspektive der Jugendlichen auf die Berufswahl in den Blick genommen: „Erwartungen junger Menschen in der Berufswahl - Was Eltern, Schule und Wirtschaft tun können!“
„Die Ausbildungslage in der Region ist schwierig, denn viel zu viele Ausbildungsplätze sind immer noch unbesetzt“, betonte Thomas Wagner, Schuldezernent des Rhein-Sieg-Kreises. „Wichtig ist, dass wir hier in der Region Bonn-Rhein-Sieg weiterhin als Verantwortungsgemeinschaft aktiv sind, denn die Berufsorientierung der jungen Menschen steht und fällt mit den Akteurinnen und Akteure vor Ort.“
„Mit der heutigen Bildungskonferenz haben wir die Gelegenheit, uns persönlich auszutauschen, zu vernetzen und Synergien herzustellen. Denn dieses Format bietet die Möglichkeit, gemeinsam die Bildungsregion für die jungen Menschen vor Ort weiterzuentwickeln“, hob Martin Luhnen, Leitender Regierungsschuldirektor der Bezirksregierung Köln in seinem Grußwort hervor.
Dr. Mona Granato, Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Abteilung: Berufsbildungsforschung und Berufsbildungsmonitoring, machte in ihrem Vortrag unter anderem deutlich, welchen besonderen Einfluss das Prestige von Berufen für Jugendliche bei der Berufswahlentscheidung oder besser der Nicht-Wahl von Berufen hat. Ihre Angaben wurden von Felicia Rath, einer ehemaligen Ausbildungsbotschafterin der IHK, bestätigt.
„Was die Wirtschaft tut und tun kann“, wurde von Teresa Schare, Referentin Schule-Wirtschaft der IHK Bonn/Rhein-Sieg, und Roberto Lepore, Abteilungsleiter Berufliche Orientierung in der Handwerkskammer zu Köln, mit Beispielen aus der Praxis verdeutlicht.
Prof. Dr. Iris Baumgardt, Universität Potsdam, Grundschulpädagogik Sachunterricht, konnte in ihrem Videovortrag aufzeigen, welche Bedeutung Berufsorientierung bereits in der Grundschule hat, um die vorhandenen genderstereotypen Berufswahlentscheidungen der Kinder aufzubrechen, bevor sie fest verankert sind. So kann das Spektrum deutlich erweitert werden, aus dem Berufe für eine potentielle Berufswahl gewählt werden.
Beispiele aus dem Rhein-Sieg-Kreis gaben Anregungen, wie junge Menschen auf ihrem Weg der Berufswahl begleitet, unterstützt und gestärkt werden können. Genannt wurden z.B. der Aktionstag "Eltern mit Expertenwissen" an der Gesamtschule Niederkassel, der Prozess der Berufsorientierung am Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises in Siegburg im Verlauf eines Schuljahres oder die Veranstaltung #JOBGOALS – als regionale Vernetzung in der Stadt Sankt Augustin mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH und der kommunalen Bildungsplanung.
„Die unterschiedlichen Bildungswege müssen als gesellschaftlicher Mehrwert, als ein sich ergänzendes Qualifizierungsangebot gesehen werden. Zur Wertschätzung gehört auch, dass eine duale Ausbildung die gleiche gesellschaftliche Anerkennung genießt wie ein Studium! Nur dann stehen den jungen Menschen echte Entscheidungsoptionen bei der Berufswahl offen“, fasste Gabriele Paar, Abteilungsleiterin des Regionalen Bildungs-, Kultur- und Sportamtes die Beiträge der abschließenden Diskussionsrunde zusammen.
Die Bildungskonferenz verfolgt das Ziel, Bildungspartner institutionsübergreifend ins Gespräch zu bringen, Impulse zu setzen und durch Beispiele guter Praxis dazu zu ermutigen, Verabredungen zu treffen und gemeinsame Schritte zu gehen. Es waren deshalb Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen, Schulen, Hochschulen, Wirtschaft, Stiftungen und Politik aus der Region eingeladen.